You.

Person of the Year: You.

Die letzten Tage mit stolzgeschwellter Brust durch die Stadt spaziert? Nein? Wirklich nicht? Nicht einmal ein klein bisschen gebauchpinselt gefühlt? Hmm. Dabei hat dich das TIME magazine zur Person des Jahres 2006 gekürt. Okay, genaugenommen nicht nur dich, sondern auch mich. Weil wir mitmachen, weil wir zusammenarbeiten — du weißt schon, in diesem Internetz. Bei Wikipedia, YouTube, flickr, MySpace, Digg. Wir veröffentlichen Blogs, Podcasts, Videocasts, rezensieren Bücher bei Amazon. Wir programmieren OpenSource-Software. Du, ich, und noch einige Millionen anderer Personen.

»Look at 2006: It’s a story about community and collaboration on a scale never seen before. It’s about the many wresting power from the few and helping one another for nothing and how that will not only change the world, but also change the way the world changes. (…) For seizing the reins of the global media, for founding and framing the new digital democracy, for working for nothing and beating the pros at their own game, TIME’s Person of the Year for 2006 is you.«

Dass das TIME magazine ziemlich dick aufträgt in ihrer Titelgeschichte, dass das ganze natürlich eine recht gelungenes Marketing-Kunststückchen ist, dass nicht jeder in den auf das Printexemplar aufgeklebten Spiegel blickt und sich wirklich erkennt: geschenkt. Die Kernaussage der Story trifft. 2006 ist das Jahr, in dem das Read/Write-Web, das Soziale Web, das Web ZwoNull, das Neue Web im Mainstream angekommen ist. Nielsen mag mit seiner 90-9-1-Regel richtig liegen, viele Anwender bleiben Konsument oder Publikum. Doch die Summe der vielen aktiven Einzelstimmen macht inzwischen richtig Lärm.

Zeitgeist 2006 ist user-generated Content, Inhalte von uns und für uns, produziert meist ohne (relevanten) monetären Anreiz. Das Jahr der über 140 Millionen unter CreativeCommons- Lizenzen veröffentlichten Inhalte, fein säuberlich getaggt noch dazu.

Wer sind diese Menschen, die diesen Content erstellen, wer hat die Zeit, die Energie dazu, fragt das TIME magazine und zaubert einige Clichés aus dem politisch korrekten Hut. Ich frage mich: Warum?

  1. Wie du mir, so ich dir.
    Nehmen und Geben. Ein altes Prinzip, ein gutes Prinzip.
  2. Weil du reagierst.
    — und mir auf die Schulter klopfst. Und ‘danke’ sagst. Oder ‘Vollidiot’. Und wir ins Gespräch kommen.
  3. Weil es einfach ist.
  4. Weil wir es können.
    — zumindest ein bisschen besser. Und die Welt das gerne bemerken darf.
  5. Weil wir daran glauben.

Und es dir, und mir, und uns verdammt viel Spaß bereitet.

Julia in Denke